Ich schlenderte durch einen meiner Lieblingswälder vor meiner Haustür. Im Winter (Dezember/Januar) ist in der Regel nicht viel los in der Natur. Für Eis und Schnee ist es auch in diesem Jahr zu warm. Einige Winterpilze zeigen sich, aber ansonsten ist es nass, kalt und trist. Dann entdeckte ich die ersten weißen Stellen auf dem dunklen nassen Totholz. Bei näherem Hinsehen stellte es sich als Haareis heraus. Das hatte ich ja schon lange nicht mehr entdeckt. Haareis besteht aus feinen Eisnadeln, die sich bei geeigneten Bedingungen auf morschem und feuchtem Totholz bilden können.

Wissenschaftlich ist die Entstehung des nur selten zu beobachtenden Haareises noch wenig erforscht. 1918 beschrieb der Meteorologe Alfred Wegener Haareis auf nassem Totholz. Er vermutete einen schimmelartigen Pilz als Auslöser, was jedoch von anderen Wissenschaftlern angezweifelt wurde. Eine biophysikalische Studie von Gerhart Wagner und Christian Mätzler bestätigt 2008 Wegeners Vermutung weitgehend.

Wie entsteht Haareis?

Haareis

Haareis wird durch das Myzel winteraktiver Pilze (u. a. Schlauch- und Ständerpilze) ausgelöst, deren Stoffwechsel Gase produziert, die das im Holz vorhandene leicht unterkühlte Wasser an die Oberfläche verdrängen.

Dieses Naturphänomen tritt nur bei ganz speziellen Wetterbedingungen auf. Damit Haareis entsteht, muss es vorher ein bis zwei Tage viel geregnet haben und die Temperatur anschließend gerade so um den Gefrierpunkt liegen. Dann muss eine windstille Zeit folgen. Die Temperatur muss anschließend unter den Gefrierpunkt fallen, damit sich Eis bilden kann. Es darf aber auch nicht zu kalt werden, damit der Prozess im Ast nicht zum Erliegen kommt. Das Wachstum der Strukturen entsteht dadurch, dass das Wasser zuerst oben gefriert und sich ausdehnt. Aber zusätzliches Wasser drückt von innen vom Ast her nach. Bei Erreichen der Oberfläche gefriert es ebenfalls und dehnt sich aus.

Zwei Effekte sorgen somit für das Herausdrücken des Eises aus dem Holz. Einerseits die größere Ausdehnung von Eis gegenüber Wasser. Andererseits, dass sich das Wasser bei zunehmender Abkühlung unterhalb von 4° C wieder ausdehnt. Diese Ausdehnung findet den geringsten Widerstand an der Oberfläche, weshalb es vor allem nach oben drückt. Die feinen watteartigen Strukturen entstehen durch die verholzten Gefäße in den toten Ästen. Diese sind äußerst fein und wirken wie Löcher in einem Sieb. Dies erklärt, warum die Bildung von Haareis an sehr feuchte Luft und Temperaturen um 0° C gebunden ist. Daher nur in einem sehr kurzen Zeitraum zu beobachten ist. Bei trockener Luft verdunstet das Wasser zu schnell und die Äste sind nicht mehr wassergesättigt. Bei zu tiefen oder zu schnell fallenden Temperaturen frieren die Äste zu schnell komplett durch. Außerdem muss sich die Rinde gerade lösen oder noch nicht lange gelöst haben. Es wird vermutet, dass die Lockenbildung, die oft wirre Anordnung und vielleicht auch die gelegentliche Scheitelung durch kleine Luftströmungen während des Haarwachstums entstehen.

Vergleichbar ist das Phänomen des Haareises mit Kammeis. Die kleinen gebündelten Eisnadeln wachsen aber nicht aus einem Holzstück, sondern aus dem Boden.

Quellen: ( www.Wikipedia.org  /  www.baumpflegeportal.de / www.lwg.bayern.de )